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Schlesisches Museum zu Görlitz

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Stabwechsel im Schlesischen Museum zu Görlitz – Direktor Dr. Markus Bauer am 6. Mai 2021 in einer würdigen Feierstunde verabschiedet

Das bereits in den 70er Jahren geplante Schlesische Museum in Hildesheim wurde aus verschiedensten Gründen nicht realisiert. Neue Perspektiven taten sich mit der deutschen Vereinigung 1990 auf.
Georg Janovsky, gebürtig im sudetendeutschen Reichenberg, gewann bei den Wahlen zum Deutschen Bundestag 1990 das Direktmandat Görlitz-Zittau-Niesky. 1988 wurde in Niedersachsen der Verein Landesmuseum Schlesien e.V. gegründet. Janovsky übernahm 1992 dessen Vorsitz und gestaltete den Verein neu unter dem Namen Verein der Freunde und Förderer des Landesmuseums Schlesien e. V. als vorläufigen Rechtsträger für ein Schlesisches Museum um. Das ehrgeizige Ziel Janovskys war es, ein Schlesisches Museums in Görlitz zu gründen. Dafür suchte er zur Realisierung Partner in der Stadt, in der sächsischen Regierung und im Bund. Rasch wurde ein musealer Aufbaustab mit einem Büro im heutigen Hotel Tuchmacher eingerichtet, das bald in den Schönhof verlegt wurde. Dieser älteste Görlitzer profane Renaissancebau aus dem Jahr 1526 wurde zum Standort des geplanten Schlesischen Museums. Das Ensemble fand eine Erweiterung mit dem Mittelhaus und dem sogenannten Fischmarktgebäude. Später kam der Goldene Baum hinzu, der die Büroräume des Museums und sein Magazin beherbergt. Leider gelang es nicht, den zwischen Schönhof und Goldenen Baum situierten Frenzelhof zu erwerben. Damit entging dem werdenden Schlesischen Museum ein Kleinod – eine Kapelle mit herrlichen Fresken. Diese einmalig schöne Kapelle hätte zu einem besonderen Anziehungspunkt des Museums werden können.
1996 wurde die Stiftung Schlesisches Museum zu Görlitz errichtet, nachdem sich Bund, Freistaat Sachsen, Stadt Görlitz und die Landsmannschaft Schlesien endgültig geeinigt hatten, gemeinsam im Schönhof mit angrenzenden Gebäuden das Schlesische Museum entstehen zu lassen. 1997 löste sich der Verein der Freunde und Förderer des Landesmuseums Schlesien auf, denn sein Ziel, ein Schlesisches Museum zu begründen, war mit der Errichtung der Stiftung Schlesisches Museum zu Görlitz erreicht. An seine Stelle trat der Verein der Freunde und Förderer des Schlesischen Museums zu Görlitz e. V.  Der Vereinszweck war darauf ausgerichtet, finanzielle Mittel zum Erwerb neuer Objekte für die Sammlungen des Schlesischen Museums einzuwerben und in der Öffentlichkeit für das Schlesische Museum zu Görlitz zu werben.
Zwischenzeitlich hatten der Sächsische Landtag und der Deutsche Bundestag die für den Um- und Ausbau des Schönhofs sowie für den Betrieb des Museums erforderlichen Finanzmittel langfristig bewilligt. Die Stiftung war nunmehr in der Lage, nicht nur die Baumaßnahmen voranzutreiben, sondern auch qualifiziertes Museumspersonal zu gewinnen.
Die Stiftung entschied sich 1999, den 1955 in Frankfurt/M geborenen Dr. Markus Bauer als Direktor des Schlesischen Museums zu berufen. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte in Frankfurt, Tübingen und Konstanz wirkte Bauer als Historiker nach der Wende in Museen, in Archiven und bei Aus m_bauergrabungen in Sachsen. U. a. erwarb er bei seinen archivalischen Studien im Kloster Marienstern vertiefte Kenntnisse zu seinem späteren Arbeitsfeld Schlesien. Im Mariensterner Klosterarchiv entstand sein wissenschaftlicher Beitrag zur Gründungsgeschichte des Klosters, aber zugleich auch zu den siedlungsgeschichtlichen Bindungen der Lausitz an Schlesien. Mit dem Titel Die zwei Gründungen des Klosters St. Marienstern wurde der Aufsatz 1998 in der Festschrift 750 Jahre Kloster St. Marienstern veröffentlicht.
In den folgenden Jahren hatte Museumsdirektor Markus Bauer ein Übermaß an Aufgaben zu bewältigen.
Es galt, die Museumskonzeption im Benehmen mit den Stiftungsgremien und dem 1999 geschaffenen Wissenschaftlichen Beirat zu entwickeln, bereits Ausstellungen vorzubereiten, aber vor allem die beginnenden Baumaßnahmen im Schönhof und Nebengebäuden mit den Stiftern, dem Denkmalschutz und der verantwortlichen Bauaufsicht zu koordinieren. Viel Einfühlungsvermögen wurde ihm bei den mindestens im zweimonatlichen Abstand stattfindenden Vorstandssitzungen der Stiftung abverlangt. Immer ging es dabei um Geld, das – wie üblich – oftmals nicht hinreichte; immer wieder wurde die entstehende Konzeption diskutiert und wie die vorhandenen wie auch die noch zu erwerbenden Exponate in das neue Museum eingebracht werden sollten.
Es sei hier erwähnt, daß Markus Bauer bei diesem Übermaß der auf ihn einstürzenden Aufgaben zwei Schicksalsschläge hinnehmen mußte; manch ein anderer wäre unter dieser Belastung zerbrochen!
2001 war es soweit: Zwei Jahre nach seinem Amtsantritt konnte Markus Bauer im Haus zum Goldenen Baum einige Ausstellungsräume nutzen; im Mai 2006 wurde mit großer öffentlicher Beteiligung aus Polen und Deutschland die ständige Ausstellung im Schönhof eröffnet. Seitdem kommen jährlich rund 30.000 Besucher in das Museum mit seinem vielfältigen Programm; einige tausend zusätzliche Besucher aus Zgorzelec und dem polnischen Schlesien finden sich zu Sonderausstellungen und weiteren kulturellen Ereignissen – zu nennen ist insbesondere die beim Publikum beliebte Veranstaltung Kaffee & Kultur - natürlich schlesisch - im Museum ein.
Wer Markus Bauer bei Führungen durch sein Museum erleben durfte, bekam eine Vorstellung von seinem Wissen zu Schlesien, aber auch von seiner Qualität als Museumsführer. Seine Führung war für eine kleine Bonner Reisegruppe, aus Zittau kommend, im Herbst 2012 ein Highlight. Nach der Besichtigung der einmaligen Zittauer Fastentücher von 1472 und 1573 in der Hauptkirche St. Johannis war man sich sicher, dieses Ereignis ließe sich nicht übertreffen. Jedoch - Markus Bauer gelang dies, seine Zuhörer verließen den Schönhof beeindruckt und um eine großartige Erkenntnis von Schlesien reicher.
Manches gäbe es noch von Markus Bauer zu berichten! Das Schlesische Museum und die Stifter sind ihm zu großem Dank für seine Leistungen im und um diese museale Einrichtung in Görlitz verpflichtet. Er hat dem Museum nicht nur einen anerkannten Platz unter den Museen in Deutschland geschaffen, sondern zugleich für gute und ausbaufähige Kooperationen mit polnischen und tschechischen Museumsinstitutionen im Dreiländereck gesorgt.
Alle guten Wünsche begleiten Markus Bauer nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Museumsdienst. Dem Förderverein Schlesisches Museum zu Görlitz wird er künftig angehören und die Vereinsmitglieder mit seinen Kenntnissen und Erfahrungen unterstützen.
Seine Nachfolgerin Dr. Agnieszka Gąsior erwartet sicher keine leichte Aufgabe, aber sie übernimmt ein wohlgeordnetes und über Görlitz hinaus sehr bekanntes Museum.
Die Amtsübergabe erfolgt am 6. Mai 2021 um 14.00 Uhr in ganz kleinem Kreise – coronabedingt! Jedoch hat die Stiftung die Möglichkeit geschaffen, daß die zahlreichen Freunde des Museums dem feierlichen Verabschiedungsakt via Telefonkonferenz bzw. Videokonferenzsystem beiwohnen können. Auch der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer nahm mit einem Grußwort an der Verabschiedung live teil. Damit findet das harmonische Verhältnis der Trägerstiftung Stiftung Schlesisches Museum zu Görlitz zu ihrem Museum auch in der Öffentlichkeit seinen Ausdr
uck.

schonhof102015aDie Stiftung Schlesisches Museum zu Görlitz

Die öffentliche Stiftung bürgerlichen Rechts Schlesisches Museum zu Görlitz hat wie andere die Aufgabe, auf der Grundlage des § 96 des Bundesvertriebenengesetzes  (BVFG) als zentrale schlesische Einrichtung die Kulturgeschichte Schlesiens zu erforschen, dingliches Kulturgut zu sammeln, zu erhalten und museal zu präsentieren mit dem Ziel, Vergangenheit und Gegenwart der gesamten Kulturregion Schlesien dem deutschen und internationalen Publikum bekannt und verständlich zu machen.
Einbezogen in die Bestrebungen der Bundesrepublik Deutschland und des Freistaates Sachsen soll das Museum auch aufgrund seiner geographischen Lage einen Beitrag zur Verständigung mit der Republik Polen und der Tschechischen Republik leisten. Fachliche Kooperation mit Museen und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen ist eine weitere wichtige Zielsetzung der Stiftung.
Zu diesem Zweck errichtet und betreibt die Stiftung das gleichnamige Museum, das in vergleichbarer Weise wie die von den Bundesländern errichteten und betriebenen Landesmuseen auszubauen ist. Es soll mit gleichgerichteten Einrichtungen in Bund und Ländern eng zusammenarbeiten.
Blick auf den Renaissancebau Schönhof, erbaut von Wendel Roßkopf im Jahre 1526 in der Görlitzer Altstadt. Blick vom Untermarkt. Die Restaurierung des Schönhofs und der Hintergebäude wurde zwischenzeitlich abgeschlossen. Nunmehr steht die Inneneinrichtung des Museums an. Zur Zeit zeigt es Bereiche aus der schlesischen Geschichte in der Verlängerung der Arkaden des Schönhofs im Gebäude Untermarkt 4.

10 UND 20 – SCHLESISCHES MUSEUM ZU GÖRLITZ

DAS DOPPELJUBILÄUM AM 16.  APRIL 2016

Das Schlesische Museum hatte am Sonnabend, dem 16. April 2016, zum fröhlichen Feiern eingeladen. Von nah und fern waren zahlreiche Gäste angereist, aber auchjubiläum0416b viele Görlitzer waren beim Feiern dabei. Besonders sie waren es, die vergegenwärtigten, daß das Schlesische Museum in ihrer Stadt an der Neiße angekommen ist.
Der Anlaß zum Feiern war bedeutsam: 10 Jahre ist es nunmehr her, daß das Schlesische Museum im Schönhof seine Pforten für die Öffentlichkeit öffnete; exakt 10 Jahre zuvor war die Stiftung Schlesisches Museum zu Görlitz von der Bundesrepublik Deutschland, dem Freistaat Sachsen, der Stadt Görlitz und der Landsmannschaft Schlesien begründet worden. Damit wurde es möglich, den herrlichen Schönhojubiläum0416cf und die angrenzenden Gebäude zu restaurieren und für einen modernen Museumsbetrieb herzurichten. Die öffentlichen Hände hatten mit der Stiftungsgründung zugleich das Signal gegeben, die Finanzierung aller baulichen Maßnahmen sicherzustellen.

An dem festlichen Jubiläumstag standen zahlreiche Events, die zum Teil zeitgleich abliefen, auf dem umfangreichen Programm. Der Auftakt erklang musikalisch: Der Blechbläserquartett der Neuen Lausitzer Philharmonie erfreute zusammen mit dem Verein der Oberlausitzer Bergleute unter der Justitia des Rathauses die vor dem Schönhof erwartungsvoll zuhörenden Gäste.
Den Auftakt zujubiläum0416er Festlichen Stunde machte Museumsleiter Markus Bauer, der die Gäste launig begrüßte und seinen Dank abstattete an all jene, die beim Aufbau des Museums mitgewirkt hatten, aber auch an alle, die heute den Museumsbetrieb sicherstellen. Ministerialrat Dr. Thomas Lindner überbrachte die Grüße der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Monika Grütters. Er erinnerte zugleich an den unvergessenen polnischen Kunsthistoriker und Denkmalpfleger Andrzej Stanisław Tomaszewski, der maßgeblich djubiläum0416die Pflege des deutsch-polnischen Kulturerbes beeinflußte und als Mitglied der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz sich maßgeblich für die deutsch-polnische Zusammenarbeit einsetzte und nicht zuletzt für dieses Engagement 2003 den Georg-Dehio-Preis erhielt. Lindner erinnerte aber auch an die Funktion der Landesmuseum, die die öffentliche Hand im Rahmen des § 96 des Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes aus dem Jahr 1953 fördert. Sie haben die Erinnerung an das jahrhundertealte deutsche Kulturerbe in den historischen Reichsprovinzen östlich von Oder und Neiße sowie in den einstigen deutschen Siedlungsgebieten im östlichen Mitteleuropa wachzuhalten.jubiläum0416g
Die Festgäste erwarteten eine inhaltschwere Festansprache von Dr. Marciej Łagiewski, Direktor des Stadtmuseums Breslau. Jedoch erfuhren sie in der Feierstunde, daß erjubiläum0416f plötzlich erkrankt war und daher sein Kommen absagen mußte. Statt seiner verlas die Kulturreferentin am Schlesischen Museum, Dr. Annemarie Franke, die in deutscher Sprache wohlvorbereitete Festrede. Im Mittelpunkt stand die freundschaftliche Kooperation zwischen dem Breslauer Stadtmuseum und der Görlitzer Einrichtung. Insbesondere zielt diese Verbindung auf die gemeinsame Pflege wertvoller Exponate, die in Ausstellungen beider Häuser gezeigt werden. Der völkerverbindende Geist der gemeinsamen Arbeit für Schlesien wurde für die Zuhörer überdeutlich. Etwas ganz besonderes stellte der musikalische Rahmen der Festlichen Stunde dar: Die Botschaftsrätin für Kultur und Wissenschaft an der Berliner Polnischen Botschaft, Magdalena Erdman, begeisterte auf der Querflöte zusammen mit der Piajubiläum0416anistin Olga Dribas, Mitglied des musikalischen Leitungsteams des Gerhart-Hauptmann-Theaters in Görlitz das Publikum mit Werken von Ignacy Dobrzyński (Rondo alla polaca), Camille Saint-Saëns (Romance), Wilhelm Petersson-Bjubiläum0416herger (Sommarsång und Lawn tennis) sowie Tadeusz Dorbrzański (Kolysanka).
Völlig unerwartet erschien schließlich der Geist des Riesengebirges: Rübezahl. Mit Anekdoten, aber auch viel Wissenswertes aus seinem „Geisterleben“ fesselte er die Zuhörer.
Den festlichen Akt beschlossen Grußadressen polnischer Partnermuseen aus Schlesien. Das Fazit ist: So stellt man sich eine vertrauensvolle, partnerschaftliche grenzüberschreitende Zusammenarbeit vor!
Nach dem offiziellen Part hatten die Gäste dann Gelegenheit, die Ausstellungsbereiche im Museum zu besuchen, aber auch an informativen Führungen - sowohl im „Goldenen Baum“ als auch im Schönhof und den angrenzenden Gebäuden - teilzunehmen. Markus Bauer berichtete in diesem Zusammenhang über die Historie des Goldenen Baums, in dem heute die Verwaltung des Museums residiert und in dem sich zugleich die musealen Magazine befinden. Martin Kügler und Johanna Brade, wissenschaftliche Mitarbeiter und Kustoden des Museums, zeigten interessierten Besuchern Teile ihrer wertvollen Sammlungen.
Leider fehlen in immer stärkerem Umfang die finanziellen Mittel für ihren Ausbau. Die öffentlichen Hände als Finanzierer des Schlesijubiläum0416ischen Museums müssen sich bewußt sein, daß die Attraktivität dieses Hauses für Besucher mit dem stetigen Ausbau der Sammlungen steht und fällt.
Schließlich erläuterte Frank Ernest Nitzsche die (Bau-) Geschichte des Schönhofs. Er war persönlich an den Restaurierungsmaßnahmen am Schönhof über viele Jahre beteiligt und konnte von baugeschichtlichen Funden berichten, die dem Besucher des Schönhofs normalerweise unbekannt bleiben müssen.
An zahlreiche weitere Gestalter dieses gelungenen Museumsjubiläums sei auszugsweise dankbar aufmerksam gemacht: das Renaissance-Ensemble Thomas Friedländer mit musikalischen Genüssen aus dem Glogauer Liederbuch, Interpretationen von Schülern aus der Freien Schule Anhalt in Köthen, Rock und Pop im Goldenen Baum, dargeboten von Jugendbands aus der Region und schließlich das Konzert „Home“ der Sängerin Bente Kahan. Mit diesem Jubiläumsauftakt wird der Wunsch verbunden, daß das Schlesische Museum bis zu seinem Folgejubiläum zum 25jährigen Bestehen bis dahin wachsen, blühen, gedeihen und sein Publikum weiterhin begeistern möge.

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Blick in den Schönhof während der
Restaurationsphase vor der Eröffnung des
Museums am 13. Mai 2006

schofußboden

Aus der Mitgliederversammlung des Fördervereins am 3. November 2018
Auszüge aus den Berichten der Mitteilungen aus dem Schlesischen Museum zu Görlitz, 7/2019,  Nr.  31

Der Vorsitzende des Fördervereins:
Liebe Mitglieder, sehr geehrte Damen und Herren,
es ist fast schon ein Tagesordnungspunkt der Vorstandssitzungen des Vereins, daß wir entweder Herrn Dr. Bauer fragen, ob das Schlesische Museum Objekte im Auge hätte, deren Erwerb die Sammlungen des Museums bereichern würde, oder daß Herr Dr. Bauer von sich aus schon eine Wunschliste mitbringt. Hintergrund ist die Tatsache, daß der Haushaltsplan des Museum nur einen bescheidenen Betrag für Neuerwerbungen ausweist. So haben wir in der Vorstandssitzung im April dem Museum wieder Mittel zugesagt, und zwar für den Erwerb von zwei Miniaturporträts aus dem 19. Jahrhundert (s. nächster Beitrag).
Während der Verein anfangs dem Schlesischen Museum einen bestimmten Betrag übergab, der dann gleichsam als Zuschuß für den Erwerb von neuen Objekten verwendet werden konnte (Beispiel: Sammlung Zoedler, Schlesisches Glas), sind wir später dazu übergegangen, aus der Wunschliste des Museums nur noch solche Objekte auszuwählen, deren Erwerb der Verein vollständig finanzieren kann. Im Interneeortal des Schlesischen Museums ist auf der Seite des Fördervereins eine Galerie der Objekte zu besichtigen, die in den vergangenen Jahren mit Hilfe des Vereins erworben wurden und für die der Verein dem Schlesischen Museum insgesamt 54.000 Euro überweisen konnte. Das Schlesische Museum hat aber glücklicher Weise auch noch Ansprechpartner, wenn es um größere  Objekte und um höhere Beträge geht. Bedeutende Stiftungen wie die Ernst von Siemens-Kunststiftung oder die Kulturstiftung der Länder haben in den vergangenen Jahren dem Schlesischen Museum erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt. Man muß dies als Anerkennung der im Schlesischen Museum geleisteten Arbeit bewerten, wenn der Museumsdirektor die Verantwortlichen dieser Stiftungen davon überzeugen kann, daß die Dauerausstellung des Schlesischen Museums einen angemessenen Rahmen für die Präsentation solcher ausgewählten Objekte bietet.

Ihr K Schneider

Verein finanziert Neuerwerbung zur Kunst des 19. Jahrhunderts
Dank der großzügigen Unterstützung des Fördervereins konnten im Mai 2019, auf der 174. Auktion des Kunstauktionshauses Schloß Ahlden, erfolgregenbrechtreich zwei Miniaturporträts für das Schlesische Museum erworben werden. Aufmerksam wurde man im Schlesischen Museum auf diese Porträts durch den Hinweis, daß sie den Breslauer Juristen Prof. Michael Eduard Regenbrecht (1791-1849) und seine Frau Marianne geb. Schreiber (1801-1853) zeigen.
Regenbrecht war eine interessante Persönlichkeit des Breslauer Universitätslebens. Nach seinem Studium in Breslau, Göttingen und Berlin habilitierte er sich 1820 in Breslau und war ab 1821 dort als außerordentlicher, ab 1826 als ordentlicher Professor der Rechte bis zum seinem Tod am 9. Juni 1849 tätig. 1843/44 bekleidete er sogar für kurze Zeit das Amt des Rektors der Universität. Seine vergleichsweise kurze Amtszeit hing möglicherweise mit seiner Kritik an der katholischen Kirche zusammen.
Die um 1840 zu datierenden Miniaturen wirken einerseits repräsentativ, andererseits haben sie aufgrund ihrer Größe von jeweils nur 13,5 x 10 cm einen eher privaten Charakter. Regenbrecht zeigte sich hier mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse, das man ihm für seine Verdienste während der Befreiungskriege verliehen hatte. Seine Frau posierte modisch-elegant frisiert und mit einem Perlenkollier geschmückt. Wer die feine Malerei mit Gouache oder Tempera auf Elfenbein seinerzeit ausführte, ist bisher nicht bekannt.  Möglicherweise wurden die Porträts von Johann Heinrich Christoph König (Braunschweig 1777-1867 Breslau) gemalt, der auch die drei Kinder von Regenbrecht porträtierte.
Die Porträts werden voraussichtlich im kommenden Jahr anläßlich einer Sonderausstellung mit Bildwerken des 19. Jahrhunderts ausgestellt werden.

Johanna Brade

Der Museumsdirektor Markus Bauer zur Museumslage:
Zugegeben, es stimmt mißtrauisch, wenn Berichte über die Arbeit von Institutionen (Regierungen, Dax-Konzernen, Museen ...) fast immer mit Erfolgsmeldungen beginnen. Aber wir haben in der letzten Zeit zwei bemerkenswerte Erfolge erzielt, daß ich gar nicht anders kann, als darüber zu berichten.
Zum Ersten:
Mit 33.100 Besuchern im Schönhof hat das Museum 2018 einen neuen Rekord erzielt. An diesem Erfolg hatte Herrn Dr. Küglers Eisenbahnausstellung den größten Anteil. Durch immer wieder neue Sonderpräsentationen konnte er das Interesse an der Ausstellung über die gesamte Laufzeit von zwölf Monaten aufrecht halten, ja gegen Ende sogar noch einmal steigern. Durch eine ganze Serie von Ausstellungseröffnungen am Jahresende (drei Vernissagen in sieben Wochen) zog das Museum dann noch einmal die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich, mit Präsentationen , die nun wieder Kunst und Kunsthandwerk aus Schlesien in den Mittelpunkt stellten („Breslauer Psalter", „Alexander Camaro und Breslau", „Silber von Lemor").
Zum Zweiten: Die Mühen der Antragstellung, von denen ich Ihnen in den letzten „Mitteilungen" berichtet habe, haben sich gelohnt: Das Schlesische Museum wird aus dem Programm INTERREG Sachsen-Polen (Europäischer Regionaler Entwicklungsfonds) über € 600.000 erhalten, um seine ständige Ausstellung zu ergänzen und die technische Ausstattung im Veranstaltungsraum zu erneuern. Wir sind sehr glücklich über diesen Erfolg! Auf diese Weise wird es uns im Laufe der nächsten beiden Jahre möglich, die seit langem angestrebte Präsentation zur Geschichte Schlesiens nach 1945 zu erstellen. Denn bisher ist zu diesem Thema im Museum wenig zu erfahren. Geplant ist eine mediengestützte, interaktiv angelegte Präsentation im Nordhof zwischen dem historischen Schönhof und dem Mittelhaus. Besucher wählen aus einem Angebot von Themen und Inhalten die sie interessierenden Texte, Bilder, Filme und Töne aus. Das ist ein technisch und inhaltlich ehrgeiziges Unternehmen, für dessen Gelingen wir auf eine enge Zusammenarbeit mit polnischen Kollegen in Museen, Bibliotheken und Archiven angewiesen sein werden. Außerdem können wir im Rahmen des Projekts Technik erwerben, die es uns erleichtern wird, zweisprachige Veranstaltungen im Museum durchzuführen: eine Übersetzungsanlage, neue Mikrofone und Funklautsprecher.
In diesen Wochen gibt es wieder personellen Wandel am Schlesischen Museum: Am 17. Juni beginnt Matthias Voigt seine Arbeit als Museumspädagoge. Herr Voigt kommt von der Sozialarbeit und Erwachsenenbildung her - wir arbeiten schon seit Eröffnung des Museums im Schönhof 2006 mit ihm und kennen ihn als kenntnisreichen, engagierten und kommunikativen Kollegen. Zur selben Zeit geht das Volontariat von Michalina Cieslicki zu Ende. Zwei Jahre lang hat sie uns tatkräftig unterstützt und vor allem bei der Konzeption der Ausstellung „Kopf und Zahl" ihr wissenschaftliches und museumspraktisches Können unter Beweis gestellt. Als Mitarbeiterin auf Honorarbasis bleibt sie uns allerdings noch einige Monate erhalten. Eine Nachfolgerin im Volontariat beginnt im August.

Man sollte genau aufs Geld schauen!... besonders in unserer Ausstellung „Kopf und Zahl"
Seit ihrer Eröffnung am 5. Mai hat die aktuelle Sonderausstellung viel Zuspruch durch das Publikum erfahren. Die Kuratorinnen Michalina Cieslicki, die als wissenschaftliche Volontärin erstmals ein Ausstellungsprojekt verantwortete, und Dr. Martina Pietsch freuen sich vor allem auch über die uneingeschränkte Anerkennung aus Fachkreisen. Gemeinsam mit dem Gestalter René Pech (egmontmedien Rietschen) ist es gelungen, nicht nur eine inhaltlich vielfältige, sondern auch anschauliche und stilvolle Präsentation zu entwickeln. Das Museum bietet nun erstmals einen umfassenden Einblick in seine reichen numismatischen Bestände. So werden vor allem museumseigene Münzen, Medaillen und Notgeldscheine gezeigt. Ergänzende Leihgaben aus Deutschland und Polen, darunter zwei eindrucksvolle und zugleich rätselhafte Münzfunde aus dem 15. und 16. Jahrhundert, erhöhen die Attraktivität der Ausstellung.
Unter den insgesamt etwa 1300 Objekten, wobei noch 100.000 Denare des Münzfundes aus dem Ossolineum Breslau hinzuzurechnen wären, gibt es manche Überraschungen. Daß sich Friedrich II. von Preußen während des Siebenjährigen Krieges 1756-1763 als Geldfälscher betätigte, wird in den umfassenden Betrachtungen seiner Ära nicht so häufig dargestellt.
In den eroberten Münzstätten Leipzig und Dresden ließ er ab 1756 durch den Bankier Veitel Heine Ephraim sächsisch-polnische Groschen prägen. Dafür nutzte man die vorgefundenen Prägestempel von 1753 mit dem Porträt Friedrich August II. von Sachsen (August III., König von Polen). Der durch den rapide sinkenden Feingehalt der Münzen erwirtschaftete Gewinn diente zur Deckung der Kriegskosten und schädigte die sächsischen Finanzverhältnisse.
Auf der anderen Seite stand Maria Theresia von Österreich. Bereits seit 1753 ließ sie besonders werthaltige Taler mit 23,289 g Feinsilber prägen, die zu einem international begehrten Zahlungsmittel wurden und bis 1857 in Österreich gültig blieben.

Martina Pietsch

Ein besonders Angebot der Kulturreferentin:

Wandern in Schlesien — Angebote für aktive Naturfreunde
Immer wieder aufs Neue begeistert Schlesien mit der Vielfalt und Schönheit seiner Natur- und Kulturlandschaften. Das Kulturreferat am Schlesischen Museum zu Görlitz hat aus dieser Fülle ein Programm mit fünf Wanderungen vorbereitet, die zwischen Juni und Oktober 2019 im Bober-Katzbach-Gebirge, Isergebirge und seinem Vorland, im Heuscheuergebirge und Riesengebirge stattfinden.
Mit dem Programm wird an die lange Tradition des Wanderns in Schlesien angeknüpft. Bereits Ende des 18. Jahrhundert wurde die Region als touristische Destination entdeckt. Künstler, vornehme Badegäste und Sommerfrischler von Adel und Rang waren die ersten, erholungssuchende Städter folgten in Scharen. Seit über zweihundert Jahren zieht die imposante Landschaft der Sudeten Besucher von weither an.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich auch der Wandertourismus. Die Besteigung der Schnee-koppe im Sommer 1830 durch die preußische Königsfamilie — ein großes gesellschaftliches Ereignis! — gilt als die Geburtsstunde des modernen Bergtourismus in Schlesien. Aber nicht nur das Gebirge ist ein lohnendes Wanderziel in Schlesien. Schöne Landschaften bieten auch die dem Gebirge vorgelagerten Regionen im Sudetenvorland wie das Isergebirgsvorland oder das pittoreske Bober-Katzbach-Vorgebirge mit dem Land der erloschenen Vulkane. Wanderrouten verlaufen auch entlang der Flüsse und inmitten malerischer Teichlandschaften. Die Vielfalt macht eben den Reiz aus.
Die angebotenen Wanderungen finden unter der Leitung der Kulturreferentin Agnieszka Bormann und/oder des Geografen und Reiseleiters Andrzej Paczos statt und haben den Anspruch, den Genuß einer aktiven Begegnung mit der Natur mit der Vermittlung des Wissens um die kulturellen, geschichtlichen und geografischen Zusammenhänge im besuchten Gebiet zu kombinieren. Bei jedem Angebot werden Familien mit Kindern, die bereits gemeinsame Erfahrungen als Wanderer gesammelt haben, ausdrücklich zur Teilnahme eingeladen. Für Wanderer unter 16 Jahren ist die Teilnahme kostenlos. Die Broschüre „Wandern in Schlesien" ist im Schlesischen Museum zu Görlitz kostenlos erhältlich. Auf Wunsch kann sie gegen Portokosten per Post verschickt werden (kontakt@schlesischesmuseum.de oder 03581 8791 0).

Agnieszka Bormann

krippeKrippe aus der Holzschnitzschule in Bad Warmbrunn von 1931

Die abgebildete Krippe aus der Holzschnitzschule Bad Warmbrunn (48 cm hoch, 37 cm breit) wird dem Schlesischen Museum für 1.250 Euro angeboten. Es wäre schön, wenn der Verein der Freunde und Förderer die Krippe für das Schlesische Museum erwerben könnte, wofür der Vorstand um Spenden bittet. Frau Dr. Johanna Brade, die Kunsthistorikerin am Schlesischen Museum, gibt untenstehend einige Erläuterungen dazu. „Auf die Wochen vor Weihnachten freuten sich Lehrer und Schüler", schreibt der Holzbildhauer Cirillo dell'Antonio im Rückblick auf die Vorweihnachtszeit. Unter seiner Direktion (ab 1922) war das Krippenschnitzen in den Unterricht der Warmbrunner Holzschnitzschule eingeführt worden. Was zunächst aus finanzieller Not heraus geschah - die Schule benötigte in der Nachkriegszeit dringend Aufträge - sollte bald zum Erfolg werden. Durch Ausstellungen im Rheinland oder in Westfalen wurde die schlesische Krippenkunst schnell bekannt und beliebt, denn ihre solide kunsthandwerkliche Qualität und ihre Volkstümlichkeit überzeugten.
Heute sind Krippen aus Warmbrunn eine Rarität. Umso erfreulicher war es, dass im letzten Jahr zur Ausstellung über die Holzschnitzschule Warmbrunn im Schlesischen Museum eine geschnitzte Krippe aus der Zeit vor 1945 gezeigt werden konnte. Aus dem rückseitigen Vermerk geht hervor, dass sie Arthur Kollibay, einem Fortbildungslehrer der Schule, zum Dank für seine Tätigkeit in der Schule 1925-1931 überreicht wurde. Das unsignierte, vermutlich von einem Schüler geschaffene Werk zeichnet sich durch eine besonders schöne geschlossene Komposition aus, die noch vom Geschmack der 1920er Jahre beeinflusst ist.

Johanna Brade

Weitere Hinweise zum Schlesischen Museum