Regionalmuseum Krockow / Polen
Außenstelle
des Westpreußischen Landesmuseums
in Münster-Wolbeck
Jahresbericht 2008
Der Bericht zeigt wieder, wie wichtig und unüberschätzbar die Zusammenarbeit zwischen dem Westpreußischen Landesmuseum und seinen Partnereinrichtungen in Polen ist – sie trägt nicht nur zur Vertiefung von deutsch-polnischen kulturellen und touristischen Kontakten bei, sondern ermöglicht auch das Aktivieren der lokalen Gemeinschaft durch Schul-, Museums- und Publikationsprojekte. Wir hoffen auf die weitere Fortsetzung dieser binationalen kulturellen Tätigkeit.
Dr. Magdalena Sacha Anna Koziróg M.A.
Regionalmuseum Krockow
1. Ausstellungen
1.1. Ausstellungen im Regionalmuseum
1.1.1 Fortsetzung der ständigen ethnographischen Ausstellung „Die Vergänglichkeit des Alltags“
Die Ausstellung „Aus dem Tagebuch eines Bauernhauses“ erzählt von einigen Alltagsgegenständen, die im 19. und 20. Jahrhundert in einem typischen Bauernhaus Westpreußens und Pommerns zu finden waren. Sie wurde 2007 in der Zusammenarbeit mit der Ethnographischen Abteilung des Nationalmuseums in Danzig-Oliva konzipiert. Sie enthält fast 200 Exponate aus den Beständen des Nationalmuseums Danzig (zum Beispiel Öldrucke, Volkskeramik, Bauernmöbel, Küchen- und Haushaltsgeräte sowie Volksgewebe). Aufgrund der großen Popularität bei den Museumsbesuchern wurde die Ausstellung auch im Jahre 2008 fortgesetzt.
Das Ausstellungsangebot wurde in diesem Jahr um zwei wichtige Aspekte ergänzt:
Museumspädagogisches Angebot: Einige Schüler und Schülerinnen des Gymnasiums Krockow präsentierten Fotographien aus eigenen Häusern und Wohnungen, die durch deutsch-polnische Erläuterungen begleitet wurden. Die Bilder knüpfen an die Thematik der Ausstellung an und weisen auf die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin.
Publikationsangebot: Es wurden zwei Begleitkataloge zu der Ausstellung publiziert, die an zwei Besuchergruppen gerichtet sind, und zwar an Kinder und Erwachsene. Erwachsene Museumsbesucher erhalten einen Katalog mit deutsch-polnischen Erläuterungen zu einzelnen Exponaten zur Verfügung. Kinder und Jugendliche erhalten ein Arbeitsheft, wo sie bestimmte Aufgaben zur Ausstellung lösen müssen. Die Publikationen bereichern gleichzeitig das Wissen und ermuntern zur größerer Aktivität beim Besichtigen der Ausstellung. Auch neue Plakate wurden veröffentlicht
1.1.2. Die Kunstausstellung „Inspirationen“ von Marie-Luise Salden (Regionalmuseum und Schlossgalerie)
Unter dem Titel „Inspirationen“ wurde am 8. August 2008 eine Ausstellung mit Werken von Marie-Luise Salden eröffnet. Die 1939 in Elbing/ Westpreußen geborene Künstlerin – eine von den herausragendsten Holzschnittkünstlerinnen – zeigte in den Räumen des Schlosses und des Regionalmuseums Krockow in einer Retrospektive von 1970 bis heute ihre zahlreichen Farbholzschnitte, Zeichnungen und Papierschöpfungen (insgesamt fast 70 Werke). Die Ausstellung, für die als Hauptorganisator die Stiftung Gerhart- Hauptmann-Haus. Deutsch-osteuropäisches Forum in Düsseldorf verantwortlich zeichnet, diente vor allem dem Ausbau der kulturellen Kontakte zwischen Polen und dem Land Nordrein-Westfalen. Die Schirmherrschaft über die Ausstellung und den Druck des zweisprachigen Begleitkataloges übernahm die Generalkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Polen, gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Truso- Vereinigung Elbing e.V., das Stadtmuseum Siegburg und das Gerhart-Hauptmann-Haus. Foto 1: Einladung zur Vernissage von “Inspirationen”-Ausstellung
Frau Salden war die erste Künstlerin, die in unserer Einrichtung nicht nur eine Ausstellung, sondern auch eine Holzschnittwerkstatt für Interessierte angeboten hatte. Die zweitägige Werkstatt fand am 9-10. August 2008 in den Räumen des Regionalmuseums statt. Es nahmen daran zehn Teilnehmer teil, die im sehr unterschiedlichen Alter waren (von 14 bis 64 Jahren) und aus der Umgebung von Krockow kamen. Die Vernissage hinterließ bei den Gästen einen unvergesslichen Eindruck, zumal die Künstlerin ihre persönliche Beziehung zu eigenen Werken hervorbrachte. Ein umfangreicher Bericht über die Vernissage wurde durch den Lokalfernsehsender „Chopin“ aus Wejherowo gesendet.
Foto 2: Ausstellungseröffnung im Beisein der deutschen Generalkonsulin
Frau Ute Minke-Koenig (2. von links), Dirk Urland von der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf, Anna Koziróg und Magdalena Sacha vom Regionalmuseum Krockow sowie der wichtigste Gast – Frau Marie- Luise Salden
1.2. Ausstellungen im Schloss
1.2.1. Erweiterung der ständigen Ausstellung des Westpreußischen Landesmuseums
Dank der großzügigen Hilfe des Westpreußischen Landesmuseums in Münster wurde die ständige Schlossausstellung um einige hervorragende Silber-, Keramik- und Malereiexponate aus den Beständen unserer Partnereinrichtung bereichert. Wir durften auch das „Danziger Zimmer“ im Schloss einrichten, wo wertvolle Möbelstücke aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts aus dem Besitz von Prof. Dr. Joachim und Lore Stoermer aus Essen, früher Danzig präsentiert werden. Die Konservierung einiger Möbelstücke, die in einem schlechteren Erhaltungszustand angekommen waren, erfolgte aus den Finanzmitteln des Regionalmuseums.
1.2.2. Inventarisierung der Schlossöfen (als Teil der ständigen Schlossausstellung)
Die Inventarisierungsarbeiten begannen Anfang April 2008, und zwar mit Hilfe von Mitarbeiterinnen des Nikolaus-Kopernikus-Museums in Frombork/Frauenburg, Frau Weronika Wojnowska und Jagoda Semków. Das Ziel war die Erforschung von genaueren Angaben zur Entstehungsgeschichte und künstlerischen Verzierung der Krockower Schlossöfen. Nach den beendeten Arbeiten wurde für jeden Kachelofen eine entsprechende Informationstafel angefertigt, so dass diese einzigen Originalexponate im Schloss zu einer touristischen Attraktion geworden sind. Darüber hinaus wurde über die Krockower Schlossöfen ein Artikel in der Branchenzeitschrift „Œwiat Kominków“ Nr. 3(17)2008 veröffentlicht. Die Ergebnisse der Untersuchung der Schlossöfen wurden von Dr. Magdalena Sacha bei einer gesamtpolnischen Tagung zum Thema „Kachelöfen in den Museumssammlungen in Polen“ am 6.09.2008 in Frombork/Frauenburg vorgestellt.
Foto 3: Frau Weronika Wojnowska und Frau Jagoda Semków bei der Vermessung eines Kachelofens
1.2.3. Kunstausstellung „Olêdry. Karwenbruch in der Malerei und Photographie“ vom 2. Mai bis 12. Juni 2008
Am 2. Mai 2008 zeigte eine Vernissage in der Bildergalerie des Schlosses Krockow Bilder und Photos des Dorfes Karwenbruch. Friesische und niederländische Ansiedler (sog. Olêdry – Holländer) gründeten das Dorf Karwenbruch im Jahre 1599 direkt an der Ostseeküste. Die Nachkommen dieser Ansiedler, unter denen sich wahrscheinlich auch die im 16. Jahrhundert in Westeuropa verfolgten Mennoniten befanden, lebten in der Gegend bis 1945. Die Bilder in der Ausstellung „Olêdry. Karwenbruch in der Malerei und Photographie“ waren das künstlerische Ergebnis eines einwöchigen Aufenthalts von 20 Studenten des 1. und 2. Studienjahrgangs der Warschauer Akademie der Künste unter der Leitung von Dr. Grzegorz Stachañczyk. Die Bilder der jungen Künstler thematisierten vor allem das verlassene Erbe der „Holländer“, die im Jahre 1945 als „Deutsche“ Polen verlassen mussten. Zusammengestürzte Dächer, enge Meliorationskanäle sowie eine Straßenkapelle mit Christusfigur gestalteten die Warschauer Studentinnen und Studenten als Hauptthemen für ihre Zeichnungen, Graphiken und Aquarelle. Sowohl die Bilder als auch die Aufnahmen gefielen den zahlreichen Besuchern sehr gut. Ein umfangreicher Bericht über die Ausstellung von Iwona Joæ erschien in der Juniausgabe der Monatszeitschrift „Pomerania“ (Organ des Kaschubisch- Pommerschen Vereins in Danzig).
Foto 4: Studenten und Studentinnen der Warschauer Kunstakademie bei ihrer Ausstellungg
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